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WebXR: Warum es jeder digitale Marketer und Techie kennen muss
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Inhalt
Mal ganz umgangssprachlich, wer kennt es nicht? Beim Onlineshopping auf dem Smartphone oder Tablet vergucken wir uns in eine coole dänische Designer-Leuchte für das Sideboard daheim. Doch kurz vor dem Klick auf den Kaufen-Button setzt die Impulskontrolle ein. Sieht das Teil wirklich gut neben dem Fernseher aus? Könnte etwas zu groß sein, oder?
Aber Moment mal, direkt neben den Vorschaubildern gibt es noch eine „Live-Preview“. Klicken wir doch mal darauf.
Die Kamera-App öffnet sich und wir richten sie auf das Sideboard. Darauf erscheint jetzt zusätzlich unsere Leuchte in virtueller Form – und die sieht verblüffend echt aus. Passt hervorragend, aber vielleicht doch etwas zu groß? Nein, die ist schon cool – in den Warenkorb damit. Augmented Reality mit WebXR macht es möglich.
Was sich anhört wie das Schlaraffenland für Shopbetreiber und Marketer ist ganz nüchtern betrachtet nur ein Teil des Funktionsumfangs von WebXR – aber ein sehr mächtiger! Generell hat Mixed Reality (MR) noch viel mehr zu bieten.
Was ist WebXR
WebXR ist ein neuer Webstandard für Augmented Reality (und VR), der derzeit vom World Wide Web Consortium (W3C), einer Gruppe von Experten aus großen Technologieunternehmen wie Google, Apple, Microsoft und Facebook entwickelt wird.
Er ermöglicht die nahtlose Integration von Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR) auf Websites oder in Webanwendungen. Zudem erlaubt WebXR dadurch den Usern, diese immersiven Technologien direkt in ihrem Browser zu erleben – idealerweise mit, aber auch ohne VR- und AR Headsets. Der Clou: Dazu ist kein separater App-Download oder Ähnliches nötig – ein PC oder modernes mobiles Endgerät mit aktuellem Browser reicht aus. Fast alle modernen Smartphones sind Augmented Reality Geräte.
WebXR war zuvor unter der Bezeichnung WebVR bekannt und wurde für Virtual Reality (VR) entwickelt. Es wurde ursprünglich von Mozilla und Google Chrome erschaffen. Mit der Umstellung auf WebXR beinhaltet die Technologie nun auch Augmented Reality (AR) / Mixed Reality.
Unterstützt werden WebXR-Standards bisher auf experimenteller Basis von Mozilla Firefox und Google Chrome Browser. Support durch andere Browser wird in Zukunft jedoch unumgänglich sein. Das Ziel ist es, dass jeder die nötige Hardware auf sich trägt (Devices wie Smartphones).
Was sind die großen Vorteile von WebXR?
VR/AR-Fähigkeit auf jedem Gerät
Wie bereits angerissen besteht der Hauptvorteil dieses Standards darin, dass spezielle Hardware wie z. B. ein VR oder AR Headset für die Anzeige von immersiven Inhalten zwar eine optimale User Experience mit sich bringt, allerdings nicht zwingend erforderlich ist. Auch gängige Smartphones und Tablets können WebXR Content ganz einfach darstellen.
Dieser, als Progressive Enhancement bekannte, Ansatz war von vornherein eine Kernphilosophie des Entwicklerkonsortiums.
Die daraus entstehende Flexibilität löst ein altbekanntes Henne-Ei-Problem. Denn gibt es keine Inhalte, kauft auch kein Konsument ein VR/AR Headset. Und gibt es zu wenige VR/AR Headsets auf dem Markt, ist die Produktion von virtuellen Inhalten für Medienunternehmen und Industrie nicht attraktiv.
Durch die große Verfügbarkeit von mobilen Endgeräten und stark gestiegener mobiler Zugriffszahlen im Web wird die Produktion von Inhalten aber zunehmend attraktiv, insbesondere wenn dadurch Geschäftsziele auf Produzentenseite besser erreicht werden können.
An der Front der Entwicklung ist zurzeit Apple. Das Unternehmen bietet durch das iPhone Zugriff auf WebXR. Die Qualität ist dabei am besten, im Vergleich mit allen anderen Smartphones. Klar, dank des Metaverse, ist auch Meta (Facebook) extrem an der Weiterentwicklung interessiert, wobei dort auch Virtual Reality eine große Rolle spielt.
VR/AR ohne App-Download
Der WebXR-Standard erfordert weiterhin wie bereits beschrieben keinen Download einer speziellen AR-App. Viele werden das Praxisbeispiel am Anfang des Artikels lesen und denken: „Ja, und? Die IKEA-App kann das doch schon längst!“
Schon richtig, aber eben nur innerhalb der eigenen IKEA App und nicht – wie im obigen Beispiel – auf jeder beliebigen Website im Browser. Online-Vermarkter wissen schon lange, dass es zunehmend schwieriger wird, Benutzer davon zu überzeugen, noch eine weitere App herunterzuladen. Denn kaum jemand möchte einen Haufen von One-Hit-Wonder-Apps auf seinem Mobilgerät installiert haben und deswegen steigen die durchschnittlichen Cost-per-Download-Raten seit Jahren stetig an.
Darüber hinaus ist es eine der sieben Todsünden des Online-Marketings, Benutzer von einer Produktseite wegzuleiten, besonders wenn sie schon bereit sind zu kaufen und kurz vor dem Check-out stehen. Konversionsrate adé.
Insofern sind App Downloads eine große Barriere und diese kann durch WebXR überwunden werden.
Mehr zum Thema: Möbel mit AR platzieren
Die Vorteile im Überblick
Zusammengefasst bietet WebXR folgende Benefits:
- Einfache und Plattform-unabhängige Integration in Websites oder Web-Apps
- Keine Entwicklung bzw. Distribution/Vermarktung von zusätzlichen Apps nötig
- Kein App-Download auf Konsumentenseite nötig
- Spielerisches Element für den Nutzer
- Nutzung durch Augmented Reality Headset und High-End-VR-Brille, aber auch durch mobile Endgeräte möglich (Progressive Enhancement)
- Innovative Wahrnehmung durch den User (UX-Boost!)
- Potenziell starker positiver Einfluss auf die Konversionsrate
- Potenziell positiver Einfluss auf Retourenraten
Klingt rosig, ist es aber nicht ganz. Natürlich gibt es auch Nachteile.
Die Nachteile
UPDATE [2023]:
Einige Browserhersteller zögern immer noch, die Technologie zu übernehmen oder übernehmen sie nur in Teilen – was in der Praxis dann oft ein Show-Stopper ist.
Der Chrome und Edge Browser unterstützen die Technologie bereits recht umfangreich. Leider weigert sich Apple bisher, mit seinem Safari Browser die WebXR-Device-API zu unterstützen.
Daran hat sich die letzten Jahre wenig geändert, aber das für Februar 2024 angekündigte Apple Vision Pro Headset für Spatial Computing (Apple vermeidet die Begriffe AR, VR und Metaverse) verspricht den Standard zu unterstützen. Perspektivisch könnte dann auch sehr bald der Support der mobilen Geräte folgen.
Die aktuelle Situation der Geräte- und Browserunterstützung kann übrigens hier geprüft werden:
https://caniuse.com/webxr
Entwicklung von WebXR Anwendungen
Die Entwicklung von Anwendungen, respektive Websites, mit WebXR API ist heute mit relativ wenig Aufwand möglich. Benötigt wird insbesondere eine Rendering-Engine (oder Game-Engines), die 3D-Content darstellen kann. Oft genutzt ist dabei etwa WebGL. Die benötigte Technologie kann heute problemlos durch Schnittstellen in jede Website implementiert werden.
Fazit
Die WebXR-Technologie selbst ist sehr leistungsstark und könnte massive Auswirkungen auf die nächste Generation des Internets haben. Hier lässt sich ein Vergleich zu HTML5 ziehen, das als Webstandard knapp zehn Jahre benötigt hat, um sich vollumfänglich durchzusetzen. Das Web, wie wir es heute kennen, wäre ohne HTML5 und die darauf basierenden Technologien und Frameworks nicht möglich. Es ist sicher nur eine Frage der Zeit, bis alle Web-Browser die WebXR Device API einbinden und die Features somit allen Smartphone-Nutzern zugänglich machen.
In der Zwischenzeit haben einige XR-Studios – so wie wir auch – angefangen, sogenannte PolyFill-Lösungen zu entwickeln. Das sind Software-Lösungen, die einen ähnlichen Funktionsumfang bieten, ebenfalls web-basiert sind und somit eine Brückentechnologie darstellen. Die Limitierungen der Browser werden durch ein paar technische Tricks schlichtweg umgangen.
[Update 2024]: Spannend ist die Entwicklung rund um Apple's Spatial Computing Headset "Apple Vision Pro", das für für Anfang Februar 2024 angekündigt ist. Dieses verspricht, die WebXR-Technik zu unterstützen, was ein echter Game-Changer werden könnte. Die Unterstützung der mobilen Endgeräte ist dann nämlich in greifbarer Nähe, was wiederum einem Durchbruch der Technologie gleichkäme.
Du hast Fragen oder Hinweise zu diesem Artikel oder brauchst einen WebXR Entwickler? Sprich mein Team und mich dazu jederzeit gerne an.
Hinweis/Disclaimer:
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