Ideen, Technologie, Marketing & Web · · Zielgruppe: Marketer und Designer

Produktpräsentation auf neuem Level durch Sensorik und IOT

AR Experte Matthias Hamann

Matthias Hamann

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Warum Googles und Apples web-basierte AR-Technologien ganz neue Möglichkeiten im digitalen Produktmarketing bieten

IOT ist das Technologie-Schlagwort des Jahrzehnts und als Oberbegriff der maßgebliche Treiber der Industrie 4.0. Aber nur selten wird mit IOT-Technologien im Marketing und Vertrieb gearbeitet. Dabei sind insbesondere die Möglichkeiten in den Bereichen Retail/POS, Showrooms und Messen sehr vielfältig. Hier bietet sich eine kreative Spielwiese für Ingenieure, Designer und Marketingexperten – mit dem Potenzial, Produkte durch die Verschmelzung von realem Exponat und digitalen Technologien exzellent zu präsentieren und dadurch Kunden eine ganz neue Experience zu bieten.

Die Grundidee

Man stattet das zu bewerbende Produkt oder den umgebenden Bereich mit einem oder mehreren Sensoren aus. Das können z. B. Näherungssensoren, Bewegungssensoren, Beschleunigungssensoren o.ä. sein. Die Sensoren lösen ein festgelegtes „Ereignis“ aus, das wiederum von einer Anwendung verarbeitet wird. Diese erzeugt dann entsprechende digitale Darstellungen auf einem Ausgabegerät (z. B. Display oder Videowall).

Also so:
Produkt + Sensor(en) + Darstellung digitaler Inhalte = Neue Experience

Der Status Quo ist oft richtig langweilig

Wer mehr als einmal über Messen, insbesondere im B2B-Bereich, gelaufen ist, kennt das Problem vielleicht. Die meisten Stände sind zwar schön gestaltet und mehr oder weniger konsistent zur CI des Ausstellers, aber leider zum großen Teil auch recht langweilig. Die meisten Produkte stehen gut beleuchtet auf Monumenten. An den Wänden hängen Displays oder Videowalls, auf denen der letzte Stand des Image- oder Produktfilms läuft. Gelegentlich lassen sich Präsentationen mithilfe von iPads, Touch-Panels oder Virtual Reality entdecken. Das macht es etwas spannender, aber ehrlicherweise ist der Wow-Faktor dabei schon länger vom Tisch. Außerdem haben viele Besucher im Business-Kontext keine Lust, Ihre Frisur mit einem verschwitzten Headset zu ruinieren.

In Showrooms oder im Retail/POS sieht das ähnlich aus: viel Produktdarstellung und einige digitale Elemente. Beide sind aber selten miteinander verknüpft.

Hier tut sich aktuell etwas, aber großflächig innovative Produktpräsentationen findet man nach wie vor selten. Die Klassiker Design, Möbelbau und Licht haben sich ja auch bewährt – warum also etwas ändern?

Dass der Online-Handel den stationären Handel schleichend K. O. schlägt, sollte aber eigentlich zu kreativeren Produktpräsentationen und mehr Shopping-Experience anregen, oder?

Was mit Sensoren und IoT heute möglich ist

Beispiel 1: Sneaker mit Sensoren und Informationsdisplay

Lasst uns doch mal spinnen. Was wäre denn, wenn wir ...

... den neuesten Sneaker klassisch in Szene setzen aber zusätzlich ein transparentes OLED dahinter befestigen? In den Schuh wird ein batteriebetriebener Bewegungssensor integriert. Sobald das Produkt vom Konsumenten in die Hand genommen wird, zeigt das Display Detailinfos zum Aufbau und Funktion einzelner Elemente und Materialien an. Über die Abfrage der Beschleunigung kann außerdem eine Interaktion mit der Anwendung auf dem Display stattfinden. Z. B. via swipe nach rechts oder links. Natürlich immer so, dass das reale Produkt weiter im Fokus steht – nur eben erweitert um digitale Zusatzinfos.

Beispiel 2: Sportwagen in Szene setzen

Oder was wäre, wenn wir ...

... den Sportwagen im Autohaus vor einer Videowall in Szene setzen und an verschiedenen Stellen mit Berührungs- oder Näherungssensoren ausstatten? Abhängig von der Aktivierung verschiedener Sensoren starten auf der Videowall kurze Videoclips oder Animationen, die bestimmte Aspekte des Produkts erläutern und auf spannende Weise darstellen. Wäre es nicht eindrucksvoll, über die Videowall das Strömungsverhalten oder das neuartige Bremssystem abzubilden?

Beispiel 3: Küchenkauf interaktiv gestalten

Wer schon einmal eine Küche gekauft hat (ich wünsche es keinem), fände es beim nächsten Mal vielleicht hilfreich, die Auswahl zwischen den gefühlten acht Millionen Dekor-Kombinationen aus Schrankfronten und Arbeitsplatten etwas interaktiver und anschaulicher anzugehen. Oft legt man stundenlang kleine Musterplatten nebeneinander, um am Ende letztlich komplett ratlos zu sein. Wäre es nicht viel anschaulicher, verschiedene Musterelemente an „lesende und markierte“ Flächen der Musterküche zu heften bzw. darauf zu legen? Dadurch ließe sich auf großen Displays oder einer Videowall die 3D-Vorschau der Küche mit den entsprechenden Fronten und Oberflächen anzeigen.

Hier wird das Beste aus zwei Welten kombiniert, indem der Kunde einerseits die Haptik der Materialien erfassen kann und andererseits einen realistischen (aber virtuellen) Eindruck der Wirkung erhält.

IOT im Marketing

Beispiel 4: Maschinen und Mechanik auf Messen

Einen großen Mehrwert bietet dieser Ansatz auch auf Messen im Bereich Maschinenbau oder mechanischer Komponenten.

Die Vorteile technisch komplexer Produkte lassen sich mit ein bisschen Kreativität auf diese Weise viel einfacher veranschaulichen. In Kombination mit einer präsentierenden Person könnte das besonders eindrucksvoll funktionieren.

Bei sehr schweren, großen oder insgesamt schwer transportierbaren Produkten sowie bei internationalen Kundenbesuchen vor Ort bietet es sich zudem an, mit einem Modell zu arbeiten. Das können beispielsweise leichte 3D-Druckerzeugnisse sein, in die sich darüber hinaus auch die Sensoren besonders leicht integrieren lassen.

Es gibt unzählige weitere Möglichkeiten, diese Technologien auf smarte Weise für Produktdarstellungen zu nutzen.

Warum sehen wir solche Ansätze nicht häufiger?

  • Viele Werbespezialisten denken hier immer noch in sehr etablierten Mustern bzw. kennen sich mit den technischen Möglichkeiten nicht aus und können entsprechend auch keine Konzepte in diese Richtung entwickeln
  • Das Ausstatten von Produkten mit Sensoren kann sehr tricky sein, die Ausstellungsstücke müssen je nach Beschaffenheit aufwendig präpariert werden, ggf. sogar von Hand zusammengesetzt werden
  • Es fehlt vermutlich oft schlichtweg der Mut, in diese neuen Ansätze zu investieren, denn es gibt wenig verlässliche Daten über die Wirkung auf Konsumenten
  • Ein „Sockel“, „Regal“ oder „Monument“ mit gut gesetztem Licht ist deutlich günstiger als eine digitale Installation bzw. stellt natürlich immer eine sichere Bank dar

 

Ein beispielhafter Tech-Stack

  • Sensor – wired oder wireless
  • Spannungsversorgung über Batterie oder ggf. via Energy-Harvesting
  • Intel Nuc+ Raspberry PI oder vergleichbares Setup (je nach Performance-Anforderung)
  • Webserver mit installierter Webanwendung oder Unity-Anwendung
  • Access Point

Fazit

Den Möglichkeiten zur innovativen Produktpräsentation durch IOT Technologien sind kaum Grenzen gesetzt.

Klar, in der Umsetzung sind die hier vorgestellten Ansätze natürlich häufig eine Herausforderung und immer die Fahrt ins Ungewisse.
Aber unsere Erfahrungen mit exotischen Ansätzen zeigen immer wieder, dass die Resonanz der Kunden und Besucher auf Messen oder in Showrooms extrem positiv ausfällt.

Also, liebe Werber, Designer und Marketer: Traut euch was!

*Titelbild-Illustration von Artill – Lukas Bischoff

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Matthias Hamann
Digitale Konzeption

Über den Autor

Ich schreibe über meine Leidenschaften Technologie und digitale Strategie. Du möchtest mehr über meine Arbeitsweise und Projekte erfahren?

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