Technologie · · Zielgruppe: AR-Interessierte
Virtual Try-On mit Augmented Reality
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Inhalt
Der aktuelle Stand
Augmented Reality ist im Zusammenhang mit Fashion eine Technologie, die viele interessiert, die aber nur wenige bisher für ihr Geschäft nutzen. Für Kunden ist es heute dank E-Commerce der Normalfall, Produkte wie Kleider, Schuhe, Brillen und Accessoires online zu kaufen. Doch was wäre, wenn sie die Artikel auch online anprobieren könnten? Die Industrie steht kurz davor, diesen Schritt zu gehen.
Mit Augmented Reality (AR) ist eine Technologie verfügbar, die Virtual Try-Ons ermöglicht. Anders als Virtual Reality (VR) blendet AR die Wirklichkeit nicht aus, sondern erweitert sie. Genau das passiert, wenn eine Kundin auf das Smartphone tippt und eine Software ihre Lippen im Kamerabild mit einem anderen Lippenstift einfärbt. Aktuell träumt eine ganze Branche von den Anwendungsmöglichkeiten, die das mit sich bringt.
Noch immer ist der Umkleideraum das Kernelement des Shopping-Erlebnisses offline. Mit den Virtual Try-Ons ändert sich das jetzt. Die Technologie ist bereits heute Realität, Apps wie Snapchat nutzen AR in diesem Zusammenhang längst. Viele Marken im Fashion und Retail-Bereich stehen bereit, die virtuelle Anprobe in ihre Angebote zu integrieren. Und die Technologie kommt ihnen aktuell entgegen, denn sie überzeugt mit einer immer nahtloseren Integration von digitalen Inhalten in die aufgenommene Umgebung des Nutzers.
Welche Vorteile bietet die Technologie?
Virtual Try-On per Augmented Reality ist eine Technologie mit vielen Vorteilen für die Käufer und für die Unternehmen. Einige davon sind offensichtlich, andere sind erst auf den zweiten Blick erkennbar.
Bessere User Experience: Für das Anprobieren ist nichts weiter erforderlich als ein Klick auf den Try-on-Button. Die Kunden können Produkte schneller durchprobieren und sich einen Überblick über das Sortiment verschaffen und das alles von zu Hause aus.
Gerade im Modebereich sind Retouren ein hoher Kostenfaktor. Die AR-Technologie kann hier eines der dringlichsten Probleme der Branche lösen.
Was ein Kunde bereits virtuell anprobiert hat, schickt er mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit zurück. Schließlich erhält er einen realistischeren Eindruck vom Produkt als alleine durch Fotos vermittelt.
Die Forschung in diesem Bereich gewinnt aktuell Erkenntnisse über die Hirnaktivität eines Menschen während der virtuellen Anprobe – und erstaunlicherweise sind dabei laut ersten Erkenntnissen die gleichen Hirnregionen aktiv wie beim echten Anprobieren.
Personalisierung: Käufer schätzen Angebote, die persönlich auf sie zugeschnitten sind. Virtual Try-Ons bieten die Möglichkeit, solche Empfehlungen auf elegante Weise in das Shopping-Erlebnis einzubinden. Hat ein Kunde einen Artikel anprobiert, der nicht passt oder ihm nicht gefällt, ist er ohnehin bereits auf der Suche nach einer Alternative. Der Shop sollte diese sofort für die nächste Anprobe bereithalten und vorschlagen.
Einfache Integration: Die Einbindung in das bestehende Webpage-Design erfolgt per einfachem Button. Klickt der Nutzer darauf, gelangt er direkt zur virtuellen Anprobe.
Höheres Engagement: Das Anprobieren erfordert eine deutlich höhere Aktivität des Nutzers als das Durchklicken von Produktseiten. Das ist auch der Conversion-Rate zuträglich. Die Statistiken über die Zunahme von Engagement und Conversion-Rates gehen weit auseinander, und reichen bei guter Qualität der Anwendung von 5% bis 300% – abhängig von Branche und Einsatzart.
Diese Hürden gilt es noch zu überwinden
Um Produkte wie Kleider, Brillen, Handtaschen und Schuhe virtuell anprobieren zu können, müssen diese in digitaler Form vorliegen. Und das am besten in einer fotorealistischen Qualität, damit die Kunden einen wirklichkeitsnahen Eindruck erhalten.
Diese Daten liegen aber noch nicht bei allen Unternehmen vor. Bevor sie Virtual Try-On einsetzen können, müssen sie den ersten Schritt der Digitalisierung ihrer Produkte vollziehen. Das kann bei größeren Katalogen viel Zeit in Anspruch nehmen. Liegen die Daten bereits vor, ist in vielen Fällen trotzdem noch eine Konvertierung erforderlich, um in den AR-Apps damit arbeiten zu können.
Sobald die Daten vorhanden sind, geht es an die Integration in die bestehende E-Commerce-Lösung. Diese sind häufig aber noch nicht auf AR-Anwendungen vorbereitet. Die Integration ist daher problematisch oder zumindest sehr aufwendig.
Die Performance ist ein weiterer Aspekt, den die Unternehmen im Blick haben müssen. Nicht jeder verfügt über ein iOS-Smartphone der neuesten Generation. Gerade Android-Systeme sind in ihrer Leistungsfähigkeit sehr breit gestreut und können häufig noch nicht mit den hohen Anforderungen mithalten, die AR stellt.
Augmented Reality hat überhaupt nur durch die Einführung schnellerer Graphics Processing Units (GPUs) in mobilen Systemen sowie von Neural Processing Units (NPUs) eine nennenswerte Verbreitung gefunden. Allerdings verfügt zum Beispiel nicht jedes Smartphone über NPUs, um die Deep-Learning-Algorithmen schnell genug ablaufen lassen zu können, die für Aufgaben wie das Echtzeit-Tracking und Mapping erforderlich sind. Da wir in diesem Zusammenhang von Videoanwendungen sprechen, sollten zumindest 25 Bilder in der Sekunde darstellbar sein, um ein flüssiges Nutzererlebnis zu ermöglichen.
Beispiele aus der Praxis
Anhand dreier Beispiele lässt sich schnell verdeutlichen, was virtuelle Anprobe Apps leisten können. Die Technologie ist so vielseitig wie die Artikel, die online zum Verkauf stehen und zum Ausprobieren einladen.
Schuhe virtuell anprobieren
Mit der von uns entwickelten Anwendung können Kunden Sneaker direkt von zu Hause aus anprobieren. Dank optimalem Tracking findet die App sofort den Fuß und zeigt den Schuh an - fast wie in Wirklichkeit. Schau dir das nachfolgende Video an für mehr Informationen.
Eine Lösung, wie im Video zu sehen, kann so konzipiert werden, dass potenzielle Kunden, den Schuh am eigenen Fuß sehen können. Dafür kommt es insbesondere auf das Tracking in der Anwendung oder App an. Zahlreiche Onlineshops nutze diese Technologie bereits, um ihren Kunden ein interaktives Einkaufserlebnis zu bieten.
Übrigens, der von uns entwickelte Augmented Reality Konfigurator eignet sich auch perfekt für Virtual Try-ons.
Kunden können damit sofort die gewünschten Eigenschaften (Farbe, Style, usw) des Sneakers auswählen.
Den Konfigurator testen --- Schau dir unsere Referenzen an
Make-up-Try-On per YouTube AR
YouTube hat bereits im Jahr 2019 für das Ausprobieren von Make-up eine eigene AR-Lösung vorgestellt, die direkt in die YouTube-App integriert ist. Lippenstifte der Marke MAC Cosmetics waren die ersten, die sich im Rahmen einer entsprechenden Video-Kampagne virtuell ausprobieren ließen.
Grundsätzlich sind Make-up-Tutorials auf der Plattform bei den Zusehern extrem beliebt, daher lag die Integration einer solchen Technologie für den Internet-Konzern nahe. Zugriff auf das virtuelle Try-On erhalten die Nutzer nur über ihr Mobilgerät. Bei Aktivierung der Funktion geht die App in den Split-Screen. Danach sind zum Beispiel Lippenstifte in verschiedenen Farben auswählbar, die Überblendung über die Lippen erfolgt automatisch. Auffällig ist die hohe Qualität des Trackings.
Eine recht gute Experience bietet in diesem Bereich auch die Kosmetik Firma Maybelline aus New York. Das lässt sich auch schnell mal selbst ausprobieren:
https://www.maybelline.de/virtual-try-on
Shirts und Jacken mit Farfetch virtuell anprobieren
Farfetch ist ein international tätiges E-Commerce-Unternehmen im Bereich Designermode. In Kooperation mit Snapchat bietet es ein Tool für die virtuelle Anprobe von Kleidung an. Dazu gehören Jacken aus der Virgil Abloh’s Off-White-Kollektion. Die Technologie bildet das Kleidungsstück auf den Oberkörper des Nutzers passgenau ab. Hinzu kommt eine Stoffsimulation in Echtzeit, um Faktoren wie die Gravitation zu berücksichtigen. Ziel ist es, das Kleidungsstück so natürlich wie möglich wirken zu lassen. Diese Technologie ist offenbar bereits weit fortgeschritten.
Virtuelle Anprobe App
Eine virtuelle Anprobe-App ist eine Anwendung, mit der Nutzer/innen verschiedene Produkte virtuell anprobieren können und die spezifisch für einen Händler oder Onlineshop entwickelt wurde. In der Regel funktionieren diese mithilfe von Augmented Reality (AR) oder Computer-Vision-Technologie. Diese Apps werden häufig in der Mode- und Schönheitsindustrie eingesetzt, wo Kleidung, Accessoires, Brillen, Make-up und sogar Frisuren mit dem Smartphone oder einer Webcam anprobiert werden können.
Bei der Planung einer Anwendung für die virtuelle Anprobe in einem Onlineshop gibt es einige wichtige Überlegungen, die Onlineshopbetreiber berücksichtigen sollten:
- User Experience (UX)
- Kompatibilität
- Produktauswahl
- Qualität der virtuellen Anprobe
- Integration
- Datenschutz und Sicherheit
- Feedback und Analyse
- Marketing und Werbung
Wenn du diese Faktoren sorgfältig berücksichtigst, kann eine virtuelle Anprobe-App entwickelt werden, die das Einkaufserlebnis für Kundinnen und Kunden verbessert und den Umsatz des Unternehmens steigert.
Für Unternehmen, die mit der Entwicklung von AR-Apps bisher keine Erfahrung haben, ist es besonders sinnvoll, einen AR-Berater hinzuzuziehen, der den kompletten Prozess planen und begleiten kann.
Ausblick
Bereits heute bietet Virtual Try-On ein überzeugendes Nutzererlebnis. In der nächsten Zeit erwarten wir starke Verbesserungen im Bereich des Trackings. Die zunehmende Ausbreitung von Tiefen-Sensoren wie LIDAR-Scannern (Light Detection and Ranging) in neueren Smartphone Generationen vermisst Räume, Objekte und Körper deutlich zuverlässiger als bestehende, auf Bilddaten beruhende Algorithmen. Dadurch lässt sich der immersive Eindruck für den Nutzer bedeutend steigern.
In vielen Fällen kommen in Virtual Try-On Erlebnissen Verfahren aus dem Forschungsfeld der Künstlichen Intelligenz zum Einsatz, z.B. beim Tracking oder aber in der Echtzeit-Modifikation von Bild- oder Videodaten. Hier sind zurzeit große Fortschritte zu verzeichnen, weshalb eine Verbesserung des Nutzererlebnisses auch in dieser Hinsicht zu erwarten ist.
In Hinblick auf den Realismusgrad oder das Sizing besteht ebenfalls noch ein wenig Luft nach oben. Schreitet die Technologie voran, sollte die Anprobe von Schuhen zum Beispiel zuverlässiger zur passenden Größe führen. Die Nutzer haben von AR in diesem Bereich viel zu erwarten.
Wie wäre es zum Beispiel mit einer automatischen Fußvermessung, die den Einkäufer gleich auf mögliche Druck- und Spannungsstellen hinweist? Die App könnte direkt eine Empfehlung abgeben, ob es sich um ein passendes Produkt handelt oder nicht. AR leitet damit in den Bereich der Kundenberatung über und eröffnet hier neue Möglichkeiten.
Für die nächsten Entwicklungsschritte ist es entscheidend, dass sich die Datenqualität verbessert. Gute 3D-Daten sind in den meisten Fällen die Voraussetzung für eine Optimierung des Services. Um das zu erreichen, sind eine 3D-Datenstrategie und eine entsprechende Pipeline erforderlich. Denn hochwertige Daten sind kein Zufallsprodukt, sondern das Ergebnis eines planvollen Vorgehens. Viele Unternehmen in der Mode- und Interieurbranche suchen bereits heute nach Partnern, die sie bei der Entwicklung einer solchen Strategie und der Umsetzung der Technologie unterstützen. Denn nur so können viele ihren Erfolg in diesem Bereich absichern oder als Vorreiter aktuell sogar ausbauen.
*Titelbild-Illustration von Artill – Lukas Bischoff
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