Technologie · · Zielgruppe: Metaverse-Interessierte

Das Metaverse? Was soll das sein?

AR Experte Matthias Hamann

Matthias Hamann

AR Experte Maximilian Rudolph

Maximilian Rudolph

Das „Metaverse“ ist gerade in aller Munde. Einige regen sich auf, einige kaufen wie verrückt NFTs, andere wissen überhaupt nicht, was der ganze Aufruhr soll. Aber die meisten wissen vermutlich gar nicht, was dieses „Metaverse“ überhaupt ist. Wieder irgendwas Neues von Zuckerberg… falsch.

Die Vision vom Metaverse verbreitet sich rasend schnell und wird dabei stetig von einigen der ambitioniertesten Menschen der Technikbranche weitergedacht.

Beschrieben wird eine neue Realität, die, anders als heutige VR-Erfahrungen oder das Internet, mit unserer physischen Realität mithalten kann. Gemeint ist weder eine reine virtuelle, noch eine rein physische Realität, sondern etwas Übergeordnetes. Eine Realität, die von einer Metaebene aus physisches mit virtuellem verknüpft. Wie unser echtes Leben, ist sie nicht pausierbar, hat eigene Gesellschaften, Communities und eine autonome Wirtschaft.

Wie kann ich mir das Metaverse konkret vorstellen?

Konkret? Noch gar nicht.

In Teilen ist das postulierte Metaverse aber vergleichbar mit dem heutigen Internet. Auch im heutigen Web 2.0 gibt es schon:

  • in sich geschlossene und von der physischen Welt unabhängige Communities
  • eine (noch nicht ganz) unabhängige Wirtschaft
  • Verknüpfungen mit der physischen Welt - Stichwort IoT

Das Metaverse soll das alles auf die Spitze treiben und eine völlig unabhängige, aber mit der Außenwelt wechselwirkende Umgebung schaffen, die von noch größerer globaler Bedeutung ist, als das Internet heute.

Vielleicht kauft man sich in ein paar Jahren mit einer Kryptowährung ein virtuelles Grundstück in einer VR-App. Dank Metaverse kann man diesen Wert aber nicht nur dort nutzen, sondern profitiert auch an anderen Stellen davon - vielleicht sogar in der physischen Welt.

Viele sprechen schon bei bereits existierenden Lösungen vom Metaverse. „Wir haben ein Metaverse fürs Handy entwickelt“. Aber das sind zweifelhafte Marketing-Versprechen. Wahrscheinlich werden viele davon später zu einem großen Netzwerk - dem Metaverse - zusammenwachsen. Wichtig zu verstehen ist allerdings: Keine Firma kann das Metaverse entwickeln. Es muss ein Netzwerk aus Lösungen entstehen, die alle dezentral miteinander verbunden sind. Das Metaverse ist der dezentrale Verbund von Nutzern und Experiences, keine Einzellösung.

Das ist doch alles virtuell - warum ist das wertvoll?

Cryptopunks - NFTsCryptopunks - NFTs

Bezahlt wird im Metaverse mit Kryptowährungen, gehandelt wird unter anderem mit NFTs. Virtuelle Grundstücke und Gegenstände haben, genauso wie Krypto-Coins, jeweils einen bestimmten monetären Wert. Warum? Das ist alles rein virtuell, abgesehen von Elektronen-Positionen auf Festplatten nicht physisch existent. Wo kommt der Wert also her?

Für viele scheint das Konzept von Kryptowährungen und virtuellen Werten besonders unintuitiv zu sein - Verständlicherweise. Abstrakte, nicht greifbare Dinge sind immer schwer zu verstehen; und wenn es dann auch noch um Geld und damit Vertrauen geht, ist Skepsis vollkommen nachvollziehbar. Trotzdem können virtuelle Dinge genauso wertvoll sein, wie physische.

Jedes zweite Mobile-Game ist hierfür ein gutes Beispiel. In der realen Welt haben virtuelle Materialien, die man z.B. zum Bau von virtuellen Häusern oder für den Ausbau seiner imaginären Armeen braucht, auch keinen Wert. Nichtsdestotrotz ist die Branche in den letzten Jahren riesig und vor allem extrem profitabel geworden. Weil die Spieler diesen digitalen Ressourcen einen Wert zuschreiben. Weil sie bereit sind, dafür mit ihrem Geld zu bezahlen. Werte entstehen nicht, weil etwas von Natur aus einen Dollar kostet, sondern weil wir dafür einen Dollar bezahlen würden. Abgesehen davon, dass auch Dollars (und Euros, …) nur wertvoll sind, weil wir uns darauf geeinigt haben.

Virtuelle Werte können genauso real sein, wie Werte, die z.B. an der Börse gehandelt werden. Weil wir sie wertvoll finden.

Das Internet gehört uns allen.

Theoretisch…

Praktisch wird es aber von Konzernen wie Alphabet, Meta (ehemals Facebook), Microsoft und Amazon kontrolliert, die sich in den letzten Jahren zurecht immer härterer Kritik ausgesetzt sehen. Diese Konzerne machen sich unseren Glauben an ein kollektives, unabhängiges Internet zunutze. Warum? Weil es unglaublich profitabel ist. Meistens merken wir nicht mal, dass gerade im Hintergrund Milliarden verdient werden.

Wenn die Visionäre davon sprechen, dass das Metaverse noch umsatzstärker sein wird, als unser heutiges Internet, ist völlig klar, warum Konzerne wie Microsoft und Meta jetzt schon investieren und im großen Stil mitgestalten wollen.

Das Metaverse wird aber vermutlich auch unschöne Dinge mit sich bringen. Das beschreibt schon das Buch „Snow Crash“ von Neil Stephenson, aus dem der Begriff „Metaverse“ stammt. So wie das Internet heute von Firmen regiert wird, wird auch das Metaverse von Firmen regiert werden. Durch das Schaffen einer neuen Realität, die versucht sich über alles bisher existierende hinwegzusetzen, werden Institutionen wie Staaten höchstwahrscheinlich immer unwichtiger werden. Das System richtet sich vor allem nach einer Metrik: Profit. Digitale Währungen und profitorientierte Firmen-Staaten erlauben ungebremsten Kapitalismus und Ausbeutung zum Gewinn einiger weniger Big Player.

Es ist also von zentraler Bedeutung, diese Entwicklung mit innovativen Ideen zu verhindern. Firmen sollten direkt durch das System limitiert werden, es muss Regeln geben, die wie physikalische Gesetze alles und jeden unumgänglich im Zaum halten. Die Blockchain, der Grundstein des Web 3.0, von Kryptowährungen und NFTs, macht bereits genau das. Ohne Blockchains funktioniert das Metaverse nicht - Jeder muss sich an das halten, was die Technologie vorgibt.

Stand der Dinge - Wie weit sind wir schon?

Welche Technologien werden für das Metaverse verwendet?

Die wesentlichen Technologien im Metaverse sind Augmented Reality (AR) und Virtual Reality (VR). AR und VR sind das Interface, das, was der Nutzer erlebt, wenn er sich im Metaverse aufhält. Dadurch werden Dinge wie hochoptimiertes 3D Rendering für die Technikbranche von zunehmend wichtiger Bedeutung. Das Metaverse muss auch auf Mobilgeräten und in Browsern bzw. über das Internet erreichbar sein, da sind Prozessorleistung und Datenübertragungsgeschwindigkeiten wesentlich einschränkende Faktoren. Auch live Kamera-Tracking Technologien und Hardware wie LIDAR-Scanner werden immer wichtiger. Da Image-Tracking zum Großteil auf KIs basiert, ist auch die Entwicklung in diese Richtung maßgeblich.

Auch ist zurzeit das Schlagwort Blockchain in aller Munde. Hierbei handelt es sich um eine hochkomplexe und extrem interessante Technologie, die für das Metaverse, Web 3.0 und unsere zukünftige Welt im allgemeinen unabdingbar sein wird. Blockchain zu erklären, würde hier den Rahmen sprengen, trotzdem grob: Die Technologie erlaubt dezentralen und hochsicheren Datenverkehr. So basieren beispielsweise Kryptowährungen auf Blockchains, aber auch dezentralisierte Datenspeicher sind in Arbeit, durch die man als Nutzer mit seinen Daten nicht mehr von Konzernen wie Google abhängig wäre.

Wer sind die Big Player? Und was machen sie?

Die Idee vom Metaverse und AR & VR Lösungen sind im Grunde für alle Betreiber großer Social-Media-Plattformen interessant. Die Möglichkeiten und Anwendungen sind in dem Bereich einfach besonders offensichtlich. Aber jede Technikfirma, die zukunftsfähig sein möchte, würde gut daran tun, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Wie bereits vorher beschrieben, wird das Metaverse disruptiv - es wird sich so einiges dramatisch ändern. Da sollte man mitspielen wollen.

Meta

Dass der Konzern von Zuckerberg Interesse am Metaverse hat, ist spätestens mit der Namensänderung von Facebook zu Meta klar geworden. Gearbeitet wird dort gerade an einer Familie von VR Anwendungen, die der Konzern „Horizon“ getauft hat. Dazu gehören unter anderem Horizon Worlds, Horizon Venues und Horizon Home. Der Fokus liegt, wie von dem Social Media Riesen zu erwarten war, auf sozialer Interaktion: Telefonate, virtuelle Spieleabende im digital eingerichteten Wohnzimmer eines Freundes und vieles ähnliches mehr. Außerdem ist der bekannte VR-Brillen-Entwickler Oculus ein Tochterunternehmen von Meta.

Microsoft

Seit Januar 2022 will Microsoft das Spieleentwickler-Studio Activision Blizzard kaufen. Dafür steht ein Angebot über 68,7 Milliarden Dollar im Raum. Mit dem Game-Studio möchte Microsoft dann eine Metaverse-Experience oder zumindest einen Teil davon aufbauen. Abgeschlossen ist der Deal zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht, die Zustimmung der Anteilhaber ist aber auf beiden Seiten sehr groß. Alles wartet auf die US-Kartellbehörde.

Epic Games

Der Fortnite-Entwickler Epic Games hat es geschafft, seinen Namen ganz früh mit dem Begriff Metaverse zu assoziieren. Man versucht mit Fortnite die Grenzen zwischen Videospiel und virtueller Plattform verschwimmen zu lassen. In den sogenannten Party Worlds gab es bereits virtuelle Konzerte von Ariana Grande, Travis Scott und Marshmello.

Sony vs. Microsoft

Die beiden Konzerne sind schon lange mit ihren Konsolen Xbox und PlayStation starke Konkurrenten. Während Microsoft sich für den Spieleentwickler Activision Blizzard interessiert, geht Sony zusammen mit der Holding hinter LEGO auf Epic Games zu. Die beiden liefern sich gerade ein Kopf an Kopf rennen auf dem Weg ins Metaverse.

Tencent

Tencent ist der Mutterkonzern des sozialen Netzwerks WeChat, das von China aus betrieben und vor allem dort genutzt wird. Aber das Unternehmen ist größer als man denkt. Im Hintergrund gibt es Beziehungen zu Firmen und Franchises wie League of Legends, Spotify, Tesla, Activision Blizzard oder Universal. Im Januar 2022 wollte der Riese Xiaomis Gaming-Smartphone Marke Black Shark kaufen. Black Shark könnte die Entwicklung von VR- und Metaverse-Lösungen von Hardware-Seite aus unterstützen. Zu der Übernahme kam es zwar nie, die Intention zeigt aber das Interesse des großen Konzerns am Metaverse.

Naver

Die Naver Corp. ist eine südkoreanische Techgröße, die vor allem für die größte Suchmaschine Südkoreas, „Naver“, bekannt ist. Die Firma entwickelt ein soziales Netzwerk, das sich zukünftig in Richtung Metaverse entwickeln kann und allem Anschein nach auch wird. Mehr zu „Zepeto“ später.

Diese virtuellen Welten gibt es schon

Decentraland

Im Decentraland können sich Nutzer per NFTs virtuelle Grundstücke kaufen und diese dann gestalten. Bezahlt wird mit der Kryptowährung Mana, die auf der Ethereum Blockchain basiert. Monatlich hat Decentraland etwa 300.000 Nutzer. Dazu gehören auch Firmen wie Coca-Cola, JPMorgan und Samsung, die dort alle virtuell gestaltete Grundstücke zum Begutachten haben.

The Sandbox

Ähnlich ist auch The Sandbox. Hier verkauft, tauscht und vermietet man virtuelle Grundstücke und spielt von Usern erstellte Minispiele. Die KPop Szene ist hier besonders stark involviert.

Zepeto

Zepeto ist zurzeit mehr soziales Netzwerk in 3D, als eine wirkliche Metaverse-Anwendung - es gibt keine Anbindung von Kryptowährungen, NFTs oder anderen Blockchain-Lösungen. Aber die Plattform verzeichnet bereits heute ca. 20 Millionen monatliche Nutzer. Besonders wichtig ist hier, ähnlich wie bei Ready Player Me, die Personalisierung des eigenen Avatars, schließlich tritt man so vor allen Nutzern im Netzwerk auf. Bei Zepeto wird kommuniziert, gemeinsam gespielt und es werden virtuelle Welten verschiedenster Themen besucht. Dabei sind, beispielsweise mit virtuellen Kleidungsstücken oder Make-ups, auch Marken wie Gucci und Nike vertreten.

Meta Horizon

Dazu gehören unter anderem Horizon Home und Venues, alle mit leicht anderem Fokus. Im Grunde sind aber alle auf soziale Interaktion und das Aufbauen von Kontakten und Communities ausgerichtet.

Spiele wie Axie Infinity, Roblox usw.

Außerdem gibt es mittlerweile eine ganze Reihe an Spielen, in denen Kryptowährungen, reger Handel und soziale Vernetzung wesentlicher Teil des Konzeptes sind, die allerdings noch keinerlei Verknüpfung zwischen virtueller und physischer Welt bieten. Dazu gehört das Krypto-Affine RPG Axie Infinity, aber auch Klassiker wie Roblox.

Wo geht das Metaverse hin? Ein Blick in die nahe Zukunft.

Nun wird das Metaverse mit Sicherheit große Veränderungen mit sich bringen. Aber auch vorher, auf dem Weg dahin, wird sich schon einiges ändern. Nicht mehr lange und wir sitzen nicht in Büros, sondern mit unseren Kollegen in virtuellen Räumen im Metaverse. Klingt praktisch, entfernt uns aber auch von allen physischen Komponenten zwischenmenschlichen Kontaktes.

Schon die Romantiker im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert haben an den Menschen als Teil der Natur und seiner Umgebung geglaubt. Und daran, wie wichtig das für den Menschen und sein Wohlbefinden ist.

Das Metaverse arbeitet dagegen.

Chancen für Nutzer, Firmen & Menschheit

Aber wenn wir uns dieser Gefahren bewusst sind, bietet das Metaverse auch unglaubliche Chancen.

Insbesondere die internationale Vernetzung, die durch das Metaverse noch viel direkter und enger werden wird, wird sich positiv bemerkbar machen. Das macht „echte Globalisierung“ möglich, die von physischen Limitationen zurückgehalten wird. Austausch und Handel werden reger und vielfältiger werden.

Durch engere Vernetzung, wird auch digitale Zusammenarbeit einfacher, effizienter und angenehmer werde. Schon heute arbeiten immer mehr Menschen „remote“, von zu Hause oder von einem südlichen Strand aus. Mit VR-Videochats und AR-Visualisierung-Technologien, werden diese Arbeitsverhältnisse noch einfacher und unkomplizierter.

Wir geben gerne Geld über Social Media aus. Das zeigt sich heute schon an Plattformen wie TikTok, deren Influencer bei den Marketingagenturen so beliebt sind, weil sich durch das Standing des Creators in seiner Community unglaubliche Verkaufszahlen erzielen lassen. So wird es auch im Metaverse sein. Das ist gut für Firmen, gut für die unabhängige Wirtschaft und schafft Anreize zur Weiterentwicklung der Technologien.

Im Metaverse werden Blockchain-Technologien die treibende Kraft des gesamten Systems sein. Dazu gehören unter anderem die Währungen, mit denen im Metaverse gezahlt werden wird und NFTs, mit denen gehandelt werden wird. Dadurch werden Transaktionen und Kommunikation privat und sicher und Inhalte erlebbar und interaktiv. Statt fernzusehen, können Kinder im Metaverse mit ihren Lieblingssuperhelden interagieren. Auf virtuellen Grundstücken haben Firmen schon heute die Möglichkeit Orte zu schaffen, an denen man sich gerne aufhält, sie können sich positiv und zielgruppennah präsentieren.

An der Vision vom Metaverse gibt es noch viel zu kritisieren. Bei solchen Plänen müssen wir vorsichtig sein, mit dem, was auf uns als Gesellschaft zukommt. Vorsichtig mit Ausbeutung, Benachteiligung von Entwicklungsländern, fehlender Privatsphäre und so weiter. Aber das Metaverse wird kommen. Es gilt, mit innovativen Ideen und solider Technologie das Metaverse zu einem fairen, sicheren Ort zu machen. So können wir alle von den Chancen profitieren, die die virtuelle Welt für uns bereithält.

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Matthias
Matthias Hamann
Digitale Konzeption

Über den Autor

Ich schreibe über meine Leidenschaften Technologie und digitale Strategie. Du möchtest mehr über meine Arbeitsweise und Projekte erfahren?

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